WARTEN AUF DEM FLUR

Studentische Feldforschungen in medizinischen Gesundheitseinrichtungen

Über den Zusammenhang zwischen der Qualität ärztlichen Denken und Handelns und der ärztlichen Fähigkeit, qualitative empirische Methoden anwenden zu können.

Direkt zu Gedanken und Tipps für die Feldforschung 

Warum:

Keine Praxis ohne Wartezimmer. Kein Krankenhaus ohne Wartebereich. Kein Alltag in Gesundheitseinrichtungen ohne wartende Patient*innen.

Keine Behandlung ohne Warten. Keine Heilung ohne Warten.

Wer in medizinischen Berufen arbeitet/ arbeiten möchte, sollte sich mit dem Thema WARTEN auseinandersetzen.

Wo:

Wer Patient*in wird, gibt Kompetenz ab und begibt sich in die Hände von Expert*innen.

Üblicherweise findet die medizinische Behandlung hinter verschlossenen Türen stand.

Das Wartezimmer als individuell erlebter, stiller, nicht-öffentlich/öffentlicher Durchgangsort liegt sichtbar davor: Ein Raum voller Bedeutung.

Wie:

Wir üben uns im teilnehmenden Beobachten.

Wir erkunden unseren ethnologischen Blick. Wir forschen. Wir gehen ins Feld. Wir nehmen wahr, beobachten, schreiben auf, tauschen uns über unsere Forschungserfahrungen aus, reflektieren über unsere Wahrnehmungskonzepte, informieren uns, bleiben offen und neugierig, kehren ins Feld zurück und verfeinern unsere Wahrnehmung.

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FeldforschungsFragensammlungkatalog

Diese Fragen dienen nur zur Orientierung.

Lass dich treiben, klicke auf ein Bild und finde heraus, wie die Frage für dich von Bedeutung wird.

Wo bin ich?

Woher weiß ich, dass ich mich hier auskenne?

Was ist meine Frage? Habe ich eine Frage? Fehlt mir eine Frage?

Wann bin ich mit meiner Forschung am Ende?

Wie geht es mir im Feld?

Was bleibt mir verborgen?

Warum mache ich das?

Woran merke ich, wie gut meine Wahrnehmung funktioniert?

Wer bin ich?

Was fällt mir auf?

Mache ich Fehler?

Was trennt mich von meinem Forschungsfeld?

Mit wem spreche ich?

Was höre ich, wenn ich die Augen schließe?

Woran merke ich, wie mein Forschungsfeld mir begegnet?

Welches Vorwissen setze ich durch mein Forschen aufs Spiel?

Wie beschreibe ich mein Feld?

Was entdecke ich?

Warum kenne ich mich in meinem Forschungsfeld aus?

Wo hört mein Feld auf?

Wie beobachte ich Warten?

Was verstehe ich?

Was verändert sich durch meine Beschäftigung mit meinem Thema?

Was fehlt (mir)?

Was meint Heuristik der Befremdung?

Liebe ich mein Feld?

Was nehme ich heute anders wahr als neulich?

Wer hilft mir im Feld? Was hilft mir im Feld?

Literaturhinweise & Anregungen

BzgA-Leitbegriffe: Definition von Gesundheit.

Bub, Eva-Maria (2014):
Wenn Emotionen zum Warten zwingen.

Fuchs, Thomas (2015):

Körper-haben oder Leib-sein.

Gadamer, Hans-Georg (1993):
Über die Verborgenheit der Gesundheit, Suhrkamp, Frankfurt am Main. Kurzer Artikel zu ihm

Girtler, Roland (2004):

10 Gebote der Feldforschung.

Ebenso hier

Girtler, Roland (2001):
Methoden der Feldforschung, 4. Aufl. Wien, Köln, Weimar: Böhlau.
Holmberg, Christine (2005):
Diagnose Brustkrebs. Eine ethnografische Studie über Krankheit und Krankheitserleben. Frankfurt am Main.

Schürmann, Volker (2023):

Vorlesung zu Körper/Leib.

Strauss, Anselm (2004):
Research is Hard Work, it’s Always a bit Suffering. Therefore, on the Other Side Research Should be Fun. Im Interview mit Heiner Legewie und Barbara Schervier-Legewie. FQS.
Strübing, Jörg (2018):
Qualitative Sozialforschung. Eine komprimierte Einführung. De Gruyter. Oldenburg.

Studierenden-Projekt: Warten

Webseite der Uni Freiburg mit kurzen Texten zu Methoden

SEMESTERPLAN

11.10.2023: Einführung

18.10.2023: Probeforschung. Kennenlernen des Feldes. Wer forscht wo.

25.10.2023: Selbstständiges Feldforschung in Wartebereichen

8.11.2023: Gemeinsames Vorstellen der Feldforschungsnotizen etc.

15.11.2023: Selbstständiges Feldforschung in Wartebereichen

22.11.2023: Gemeinsames Vorstellen der Feldforschungsnotizen etc.

29.11.2023: Selbstständiges Feldforschung in Wartebereichen

06.12.2023: Gemeinsames Vorstellen der Feldforschungsnotizen, Planung der Abschlusspräsentation

10.01.2024: Feierlicher Abschluss 

 

Tipps

Kultur – Alltag – Lebenswelt

In unserer Forschung erlauben wir uns alle drei Begriffe synonym zu verwenden.

Interessiere dich dafür, wie die Menschen in deinem Forschungsfeld durch ihr Handeln (aktiv wie passiv) das herstellen, was du untersuchen möchtest. Alle sind Akteure. Wie und womit tragen alle zu dieser gelebten Wirklichkeit bei? Erfasse die Komplexität dieser Wirklichkeit und halte dich mit Vorschlägen zurück, wie „das Warten“ zu verbessern ist.

Die teilnehmende Beobachtung – Der ethnologische Blick

Tarne dich nicht als Patient*in, interessiere dich für die Perspektive der wartenden Patient*innen (sowie für andere in diesem Raum interagierende Personen, wie z.B. Klinikpersonal). Nimm wahr und dokumentiere umfassend. Nur so können wir das Material gemeinsam besprechen und auswerten. Sei empathisch und verhalte dich so, wie es sich für dich stimmig anfühlt. (Ich setze voraus, dass wir alle uns respektvoll verhalten). Nutze Möglichkeiten zur Interaktion. Du bist Teil deines Forschungsfeldes!

Fragestellung – Methode

Erkunde dein Forschungsinteresse. Bemühe dich einfach nur zu beobachten und wahrzunehmen, halte Ideen fest, versuche noch nicht zu interpretieren. Finde heraus, wie Fragestellung und Methode zusammenhängen, wie komplex deine Fragestellung sein soll oder sein darf. Stelle offene Fragen. Probiere unterschiedliche Methoden aus: Fertige Skizzen an, Zeichnungen, Interviews, Protokolle, Notizen, Tagebucheinträge.

Erinnere dich daran, dass DU etwas erforschst. Diese Aufgabe stellst du dir selbst (auch wenn es ein Uni-Seminar ist).

Seminarziel

Habe im Kopf, dass deine Forschung, das Ergebnis unseres gemeinsamen Arbeitens, sichtbar werden soll für die Beforschten. Vielleicht mittels eines Plakats?

Was tun, wenn nichts passiert

Nutze die Methode der Heuristik der Befremdung. Stell dir vor, du dürftest einer außerirdischen Intelligenz „Die Kultur des Wartens in medizinischen Einrichtungen“ erklären. Stelle Vergleiche zu anderen Wartesituationen an (U-Bahn, auf dem Amt, Telefonschleife, Liebesbrief). Erforsche dich selbst. Ändere deine Fragestellung und deine Methode und finde heraus, wie sich deine Sicht auf dein Forschungsfeld verändert.

Alle Planeten bitte hierlang

 

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